Pferdeversicherungen, wie zum Beispiel die Pferdehaftpflicht für Gnadenbrotpferde oder Rentner, sind von hoher Bedeutung. Aber auch die Haltungsbedingungen für ältere Pferde müssen dem Lebensabschnitt angepasst werden. Zunächst muss gesagt werden, dass es keine einzig richtige Haltungsform für Pferdesenioren gibt. Auch hier gilt, genau wie bei aktiven Sport- und Freizeitpferden, dass jedes Pferd individuell betrachtet werden muss.
Ihr Pferd ist langsam in die Jahre gekommen und der sportliche Erfolg lässt nach oder es ist nicht mehr so ganz fit auf den Beinen. Da kommt bei vielen Pferdehaltern der Gedanke auf, seinen altgedienten Max oder Lotte „in Rente zu schicken“. Es wird eine sogenannte Rentnerweide gesucht, auf der sich der Pferdesenior zukünftig 24 Stunden am Tag nach Lust und Laune an der frischen Luft bewegen kann. Für viele Pferde mag diese Haltungsform in der Tat ideal sein.. Dies ist aber nicht der Fall, wenn Max oder Lotte zuvor nur mal ausnahmsweise bei schönstem Wetter und mit maximal einem anderen Pferd gemeinsam für 1-2 Stunden auf einer kleinen Weide war. Auf einmal muss der Rentner mit 10 anderen Artgenossen oder mehr (die ihm nicht immer freundlich gesonnen sind) klarkommen. Auch ist zu bedenken, dass aufgrund der vorherigen Nutzung als Turnier- oder Freizeitpferd der Senior auch eine ganz andere tägliche Pflege erhalten hat. Z.B. war in der ein oder anderen Situation oder Wetterlage ein Eindecken sinnvoll.
Am Besten ist es, wenn man die bisherige Haltungsform des Pferdeseniors zumindest zunächst beibehält und gewünschte Veränderungen in kleinen Schritten vornimmt. Also die Dauer des Weideaufenthaltes langsam verlängert und die Größe der Herde schrittweise vergrößert. Dabei wäre es zunächst auch von Vorteil, wenn die tägliche Pflege von der bekannten Bezugsperson beibehalten wird. Später ist ein tägliches Putzen nicht mehr sinnvoll, weil man damit das Fett aus dem Fell entfernt und somit das Regenwasser nicht mehr abperlt, sondern bis zur Haut vordringt. Unter Umständen ist es dann erforderlich, dass das Pferd seinen ersten Ruhestandswinter mit einer entsprechenden Regendecke verbringt.
Soweit die Gesundheit des Pferdes es zulässt, sollte es auch weiterhin zusätzlich zum Weidegang bewegt werden. Dies ist deshalb für Herz, Kreislauf und die allgemeine Fitness wichtig, weil in Weidegruppen, die ausschließlich aus Pferdesenioren bestehen, erfahrungsgemäß schwerpunktmäßig rumgestanden wird.
Auch sollte das Pferd die bisherige Gesundheitsvorsorge, sprich 4 x jährlich Wurmkuren, Impfen (Tetanus, Influenza, Herpes), alle 6-8 Wochen Hufpflege und vor allen Dingen mindestens einmal jährlich Zahnkontrolle (die fallen jetzt nämlich unter Umständen langsam aus) erhalten. Das Impfen gegen Tetanus sollte selbstverständlich sein, da der Erreger schließlich überall vorhanden ist. Trotz der Tatsache, dass es sich bei den reinen Pferdeseniorengruppen um eine konstante Herde mit wenig Wechsel handelt, sollte gegen Influenz und Herpesviren geimpft werden. Als Überträger kommen hier nämlich diverse Personen wie die Pferdebesitzer selbst, der Hufschmied oder Tierarzt in Betracht. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem alten und nicht mehr so gut konditionierten Tier unter Umständen eine simple Influenzainfektion tödlich verläuft, leider um ein vielfaches größer.
Ein weiterer, sehr wichtiger Aspekt ist die Ernährung des Pferdeseniors. Auch einem Pferdesenior tut man keinen Gefallen damit, wenn man ihn mit allerlei Leckereien voll stopft. Es ist vielfach ausreichend, wenn dieser ein gutes Raufutter (Heu, Heulage oder bei schlechten oder wenigen Zähnen eingeweichte Heucobs) und ein Mineralfutter erhält. Wenn man ganz sicher gehen will, lässt man vom Tierarzt ein großes Blutbild erstellen und bespricht mit diesem die weitere Fütterung.
Über eines muss man sich auf jedem Fall im Klaren sein: Die Haltung von Pferdesenioren ist häufig sehr aufwendig und zum Teil auch sehr kostenintensiv und will daher gut überlegt sein. Andererseits macht es aber auch viel Freude, wenn man einem Pferd, mit welchem man jahrelang viel Spaß hatte, noch einen schönen Lebensabend verschaffen kann. Außerdem gibt es doch keinen besseren Anlass zum Feiern mit alten und neuen Reiterfreunden, als den 20sten, 25sten oder sogar 30sten Geburtstag des Pferdeseniors.
Foto und Text: Stiftung klassische Dressur