Seit 01.01.2014 wird im Schweizer Tierschutzgesetz ausdrücklich im
Artikel21, Absatz h verboten. Dort heißt es: Bei Pferden sind zudem
verboten: Methoden, mit denen eine Überdehnung des Pferdehalses oder
-rückens bewirkt wird (Rollkur).”
Die klingt auf dem ersten Blick nach einer wirklich guten Nachricht.
Doch was bedeutet eine "Rollkur" genau?
Mit dem Begriff Rollkur wird eine Trainingsmethode bezeichnet, die
durch ein gewolltes Herabziehen des Pferdekopfes mit Hilfe der Zügel in
Richtung Brust herbeigeführt wird. Hierbei wirkt der Reiter derart
stark auf die Zügel ein, dass er sein Pferd zum Senken des Kopfes und
Einrollen des Halses zwingt, was bis zum "beißen" des Pferdes in die
Brust geht.
Das deutsche Wort Rollkur ist von der Methode Francois Bauchers
abgeleitet. Bei dieser Methode wird eine starke Dehnung des Halses zur Seite erreicht,
um darüber die Beweglichkeit des Pferdes für alle Seitengänge
und Wendungen zu fördern. Eine Dehnung nach unten wird hingegen vollständig
ablehnt. Alternativ wurde der Begriff "Hyperflexion of the neck", übersetzt:
"Überdehnung des Halses" eingeführt.
Diese Überdehnung hat auf Dauer viele negative Auswirkungen auf Körper
und Psyche des Pferdes. Es kommt zu Schmerzen im Maul, einzelner
Muskelpartien(Genikbeulen) und der Rücken verhärtet sich. Der komplette
Halsbereich wird überdehnt und die Hinterhand gerät immer höher, anstatt
sich zu setzen. Durch die Verengung der Luftröhre hat das Pferd enormen
psychischen Druck, da es unter Erstickungsangst leidet und zusätzlich
durch die Krümmung des Halses als geborenes Fluchttier seine Umgebung
nur noch sehr eingeschränkt wahrnehmen kann.
Bereits 2010 wurde in einer FEI Sitzung aufgrund einer Petition gegen
die Rollkur festgelegt, dass jede Kopf- und Halsposition, die durch
„aggressive Kraft“ entsteht, nicht akzeptabel sei und sanktioniert
werden müsse. Im Rahmen dieser Sitzung wurde auch die neue
Unterscheidung zwischen der Hyperflexion (bzw. Rollkur) und „Low, Deep
and Round“ (LDR) geprägt. Im Gegensatz zur Hyperflexion erfolge LDR
ohne Aggressivität und sei somit akzeptabel.
Gemäß FEI-Reglement ist nun die Anwendung von LDR bis zu 10 min auf dem
Abreiteplatz offiziell gestattet. Die Rollkur ist dagegen bei
internationalen Wettbewerben auf dem Abreiteplatz verboten
Hyperflexion:
Durch massive Handeinwirkung sowie (viel) zu kurze Zügel, wird das
Pferd in eine Überzeugungsposition gezwungen, in der der Kopf des
Pferdes vor die Brust gezogen wird. Laut der FEI (internationale
reiterliche Vereinigung) liegt eine Hyperflexion dann vor, wenn das
Pferd mehr als 10 Minuten in diese Haltung gezwungen wird.
LDR:
Bei -Low, Deep , Round - nehmen die Pferde schon ohne massive Hand und
Sitzhilfen eine Stellung hinter der Senkrechten ein. Sozusagen von
alleine. Das Pferd verkriecht sich mit der Nase vor der Brust und
hinter der Senkrechten ohne das der Reiter noch ziehen und zerren muss.
Doch nun zur Eingangsfrage zurückkehrend, verbietet das neue
Tierschutzgesetz in seinen Erläuterungen nur die Rollkur und
Hyperflexion. Erlaubt hingegen ist das umstrittene Low-Deep-Round
welches Kritiker als nichts anderes als „Rollkur unter neuen Namen“
beschreiben und was bereits seit 2010 geregelt ist.
In den Erläuterungen zum neuen Schweizer Tierschutzgesetz liest es sich
wie folgt:
“Neu soll in der TSchV auch die sogenannte Rollkur als ausdrücklich als
eine beim Pferd verbotene Handlung aufgeführt werden. (…)
Tierschutzrelevant sind Extremfälle, bei denen die falsche Einwirkung
des Reiters bzw. falsche Verwendung des Hilfsmittels sowie die
unnatürliche Haltung des Pferdes offensichtlich sind und die
Hyperflexion über mehrere Minuten andauert. Die Fédération Equestre
Internationale (FEI) beschreibt diese das Wohlbefinden des Tieres
beeinträchtigende Trainingsmethode in ihren Richtlinien ausführlich.”
Somit sind die Schweizer nicht weiter als die deutschen
Tierschutzgesetze, wobei nach deutschem Gesetz alles unter Strafe
gestellt wird, was einem Tier Schmerzen ohne vernünftigen Grund zufügt.
Im vergangenen Jahr ist eine Reiterin aus Bayern deswegen von einem
Amtsgericht auch verurteilt worden.